Mein Weg zur systemischen Organisationsaufstellung

7. Juli. 2025 | Persönliches

Anfang Mai dieses Jahres habe ich meine Ausbildung im Bereich systemische Organisationsaufstellung abgeschlossen. Jetzt bin ich dabei, diese Methode bei meinen Kund*innen bekannt zu machen und in meine Angebote zu integrieren. In diesem Artikel erzähle ich dir, wie mein Weg mit Aufstellungen aussah und gebe dir einen kleinen Ausblick, auf das, was kommt.

Die erste Berührung mit systemischen Aufstellungen

Das erste Mal bin ich im Rahmen meiner Coachingausbildung bei der Coachingakademie Hamburg mit Aufstellungen in Kontakt gekommen. Tatsächlich war es nur ein kleiner Ausflug von etwa einem halben Tag. Und ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich an die vermittelten Inhalte erinnern kann. Woran ich mich jedoch erinnere ist, dass ich mir eine Konstellation in meinem damaligen Arbeitsumfeld angeschaut habe und wirklich erstaunt war, was ich alles darin entdecken konnte.

Wir haben damals mit Spielfiguren gearbeitet, oder besser gesagt, ausprobiert. Für jede Person eine Spielfigur, die es zueinander ins Verhältnis zu stellen galt. Wie stehen die Figuren zueinander? Wo geht der jeweilige Blick hin? Was sehen sie aus ihrer Position? Was übersehen sie vielleicht auch aufgrund ihrer Position?

In dieser Aufstellung konnte ich Zusammenhänge erkennen, die vorher verborgen waren.

Der nächste Schritt: Aufstellungen mit Menschen als Stellvertreter*innen

Etwa im Jahr 2016 durfte ich dann zum ersten Mal mit anderen Menschen in einer Aufstellung stehen. Meine Kollegin Andrea von Schröder hat damals einen Aufstellungstag veranstaltet. Ich ging sehr unbedarft an die Sache heran und konnte nicht wirklich einschätzen, was mich da erwarten sollte. Vorab gingen mir viele Fragen durch den Kopf:

  • Wie soll das funktionieren?
  • Was, wenn ich das Falsche sage?
  • Was, wenn ich nicht das Richtige spüre?
  • Was, wenn ich gar nichts spüre?
  • Was, wenn das, was ich sage, gar nicht zum Anliegen passt?

Alles Fragen, die – wie ich inzwischen weiß – völlig normal sind, wenn man Aufstellungen noch nicht, oder noch nicht so häufig erlebt hat.

In diesem Kontext wurde das Anliegen also mit Menschen repräsentiert. Die Anliegengeberin hat für jedes Element einen Menschen ausgesucht, der sich für die Aufstellung in die entsprechende Rolle einfühlt und die eigene Wahrnehmung der Rolle zur Verfügung stellt. Auf diese Art können auch Elemente zum Sprechen gebracht werden, die normalerweise stumm sind und nicht befragt werden können. Das sind beispielsweise:

  • Persönlichkeitsanteile
  • Fähigkeiten
  • Aufgaben
  • Werte
  • Pole von Spannungsfeldern
  • verstorbene Familienmitglieder
  • Unternehmenszwecke

Von Anfang an war ich begeistert, welche Informationen aus den Systemen kamen und wie tief berührt die Anliegengeberinnen waren. Wie viel Klärung und wertvolle Irritation in den Prozessen entstanden sind. So war ich über die Jahre immer wieder Teilnehmerin bei Andreas Aufstellungsformaten

 

Die ersten Organisationsaufstellungen

Etwa zwei Jahre später hat Andrea mich zu einem Kunden mitgenommen. Dort sollten wir über zwei Tage einen Teamworkshop mit systemischen Organisationsaufstellungen begleiten. Die Tage habe ich in einem anderen Beitrag dokumentiert. Die Fragestellungen haben wir gemeinsam mit dem Team erarbeitet und dann verdeckt gearbeitet. Das bedeutet, dass die Stellvertreter*innen nicht wissen, welches Element sie in der Aufstellung repräsentieren. Auf diesem Weg ist ausgeschlossen, dass der Verstand im Prozess übernimmt und die vermeintlich richtige, individuelle oder erwünschte Wahrheit in die Organisationsaufstellung eingebracht wird. Was sich in der Aufstellung zeigt, ist also eine möglichst neutrale Information aus dem System.

 

Meine Ausbildung in systemischen Organisationsaufstellung

Nachdem ich einige Jahre immer wieder durch Andrea mit Aufstellungen gearbeitet hatte, wurde der Wunsch nach mehr immer größer. Der nächste logische Schritt war, dass ich mich auf die Suche nach einer Aufstellerausbildung gemacht habe, die zu mir passt.

Fündig geworden bin ich in Bremen. Dort bietet Georg Müller-Christ eine durch Infosyon (dem internationalen Forum für Systemaufstellungen in Organisationen) zertifizierte Ausbildung an. Er hat selbst jahrelange Erfahrung in diesem Bereich und bringt die Methode in den wissenschaftlichen Kontext und das universitäre Umfeld. Ursprünglich gelernt hat er die Aufstellungsarbeit, wie auch Andrea, bei Friedrich Aßländer.

In diesem Kontext durfte ich recht schnell meine ersten Aufstellungen leiten. Das bedeutet, zunächst das Anliegen zu klären, was ich ja bereits aus Coachingkontexten, bzw. Auftragsklärungen kenne. Im nächsten Schritt braucht es die Idee für ein angemessenes Setting, damit genug Informationen aus dem System entstehen können, jedoch die Komplexität bewältigbar bleibt. Hier die Balance zu finden, ist aus meiner Sicht einer der entscheidenden Faktoren. Und dann geht es an die Durchführung der Aufstellung. Den Prozess halten, strukturiert vorgehen, in Kontakt mit den Elementen und den Anliegengeber*innen bleiben.

Nach acht Modulen durfte ich meine Ausbildung zur systemischen Organisationsaufstellerin Anfang Mai abschließen.

 

Wie ich systemische Organisationsaufstellungen in meine Arbeit integriere

Nun bin ich dabei, diese Methode in meine Angebote zu integrieren und aktiv einzusetzen. Einen ersten Teamworkshop habe ich bereits entsprechend gestaltet.

Diese Einsatzmöglichkeiten sehe ich aktuell in meinem Wirkungskreis:

  • Teamworkshops: Status und Entwicklung des Teams, Teammitglieder & Rollen
  • PE-Sparring: Welche Maßnahmen soll es geben? Welche sind effektiv? Wer ist Zielgruppe? Welche Hindernisse gibt es? Warum funktionieren Maßnahmen nicht / werden nicht angenommen?
  • offene Aufstellungstage für Coachees und Neugierige: eigene berufliche oder persönliche Themen mit Stellvertreter*innen anschauen und neue Impulse mitnehmen.

Am 12. Juli 2025 werde ich gemeinsam mit Andrea von Schröder einen Aufstellungstag in Hamburg durchführen. Stand heute sind wir ausgebucht. Der nächste Termin ist der 20. September 2025. Wir haben vor, das Format regelmäßig anzubieten. Wenn du dazu mehr erfahren möchtest, egal, ob zum Ablauf oder weiteren Terminen, schreib mir direkt!

 

 

Eine Person mit kurzen braunen Haaren und Brille lächelt in die Kamera. Sie trägt einen grünen Blazer und ein weißes Hemd vor einem unscharfen Innenhintergrund.

Sabrina Egly

ist seit 2013 selbstständig als Coach und Trainerin tätig. Über die Jahre kamen die Felder Teamentwicklung und systemische Organisationsaufstellung hinzu. In ihrer Arbeit verbindet sie wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitsanalysen mit systemischen Methoden und Nervensystemarbeit. Mit Themen, bei denen es um Entwicklung und das Miteinander geht – sei es auf persönlicher oder organisationaler Ebene – fühlt sie sich heute zu Hause.

In ihrer ersten Karriere war sie Leistungsschwimmerin. Die Haltung des „höher, schneller, weiter“ hat nach ihrem BWL-Studium auch ihre ersten beruflichen Jahre in Mittelstand und Konzern geprägt. Über die Zeit hat sie erkannt, dass es einen Gegenpol gibt, den sie mit Yoga, Nervensystemarbeit und Achtsamkeit in ihr Leben geholt hat. Inzwischen kann sie beide Welten verbinden und weiß, wann welche Anteile heraustreten dürfen. In der Arbeit mit ihren Kunden bringt sie dieses Wissen angemessen ein.

Sabrina Egly lebt seit 2008 in Hamburg und hat eine Tochter.

2 Kommentare

  1. Andrea Sam

    Liebe Sabrina
    Danke für Deinen Bericht! Klasse, wenn Dein erster Termin schon ausgebucht ist. Viel Erfolg weiterhin mit einer so spannenden wirkungsvollen Methode. Viele Grüße Andrea

    Antworten
    • SabrinaBesic

      Liebe Andrea, vielen Dank. Es war ein sehr eindrücklicher und intensiver Nachmittag. Ich freu mich sehr auf den nächsten Termin.
      Viele Grüße
      Sabrina

      Antworten

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