Vor etwa 10 Jahren bin ich das erste Mal mit Aufstellungsarbeit in Berührung gekommen. Es war im Rahmen eines Tagesformates, das meine Kollegin Andrea von Schröder angeboten hatte. Seitdem hat mich diese Methode nicht wieder losgelassen. Weil es ein kraftvolles und doch sensibles Arbeiten mit und für die Menschen ist, die mit Anliegen zu einem kommen. Darum habe ich mich in 2022 dazu entschieden, selbst eine Ausbildung zur Organisationsaufstellerin zu durchlaufen. Im Frühjahr 2025 durfte ich dann endlich mein Zertifikat in Händen halten. Um es für dich ein bisschen greifbarer zu machen, kommen hier meine 5 besten Gründe, warum ich Aufstellungsarbeit liebe.
1. Aufstellungen als systemische Methode, die ohne den Verstand funktioniert
Die meisten Menschen kennen den Begriff „systemisch“ aus dem Coachingkontext. Wenn wir uns das Setting im Coaching anschauen, dann sieht das wie folgt, aus: Der Coach stellt eine Frage und der Coachee bewegt sie im Verstand hin und her, um dem Denken eine neue Richtung zu geben. Das ist sehr wirksam und gleichzeitig kann sich unser Verstand nur auf Informationen beziehen, die wir schon mal gedacht oder erlebt haben. Hinzu kommt, dass wir bei innovativen und neuen Gedanken dazu tendieren, die berühmte Schere durch den Kopf wandern zu lassen. Der innere Kritiker wird laut: Darf ich das denken? Ist das angemessen? Ist das sozial erwünscht? Ich vermute, du kennst diese innere Stimme selbst sehr gut.
Wenn wir mit Aufstellungen arbeiten, dann ist der Verstand erst mal außen vor. Gerade, wenn doppelt verdeckt aufgestellt wird (den Repräsentierenden ist dann weder das Thema noch die eigene Rolle bekannt), kann wirklich nur mit der eigenen Wahrnehmung und nicht mit dem Verstand gearbeitet werden. Wir lernen, uns wieder bewusst auf unsere Intuition und das Gefühl einzulassen. Und, ja, es funktioniert. Die repräsentierten Systeme werden wiedererkannt. Wie oft in diesem verdeckten Kontext Sätze fallen, die in der Realität genau so von den Menschen gesagt, die sie repräsentieren, finde ich immer wieder erstaunlich.
Kleiner Ausflug in die Praxis: Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Team mit Aufstellungen gearbeitet. Dort war zwar das jeweilige Thema der Aufstellung bekannt, weil ich die Fragestellungen mit den Teilnehmenden erarbeitet hatte, jedoch wussten die Stellvertretenden nicht, für welches Element sie standen. Die Aussage eines Teilnehmenden: „Wenn ich gewusst hätte, wofür ich stehe, hätte ich mich ganz woanders hingestellt.“ Ein perfektes Beispiel dafür, wie der Verstand die Führung übernimmt, wenn er denn kann.
2. Man muss und kann Aufstellungen (noch) nicht verstehen… dennoch funktioniert es
Bis heute gibt es keine wissenschaftliche Erklärung dafür, warum systemische Aufstellungen funktionieren. Und es gibt Experimente, die belegen, dass es funktioniert. Darum ermuntere ich immer dazu, es selbst auszuprobieren. Hier sticht das eigene Erleben absolut das „Verstehenwollen“.
Meiner 9-jährigen Tochter habe ich es so erklärt: Hunde können viel mehr riechen, als wir. Nur, weil wir Menschen nicht nachvollziehen können, wie man so viel riechen kann, heißt es nicht, dass der Geruch nicht da ist. Wenn wir uns also die Information, die wir in Aufstellungen sichtbar machen, nicht erklären können, heißt es nicht, dass die Information nicht da ist. Auf die Art konnte meine Tochter das gut einordnen.
Wenn du eine bessere Erklärung hast, dann gern her damit!
3. Es entstehen neue Erkenntnisse in der Aufstellung
„Versuche, die Irritation möglichst lange wach zu halten.“ So, oder so ähnlich klangen die Worte meines Ausbilders Georg Müller-Christ häufig im Laufe der Zeit in meinen Ohren. Aufstellungen sind bildgebende Verfahren, die einen neuen Zugang zu einer Thematik oder Problemstellung möglich machen. Es geht nicht primär darum, sich die Geschichte, die man sich selbst erzählt, zu bestätigen, sondern darum, neue Aspekte zu erkennen. Dadurch entsteht eine andere Haltung und somit andere Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen oder sich zu verhalten.
Häufig habe ich es schon erlebt oder gehört, dass das System im ersten Teil der Aufstellung sehr deutlich erkannt wird. Weil sich Konstellationen zeigen, wie sie in der Realität erlebt werden, oder auch Sätze, Formulierungen oder Schlagworte von Repräsentant*innen verwendet werden, die genau so auch in der Realität geäußert werden. Das ist umso erstaunlicher, da wir hier ja auf verdeckte Aufstellungen schauen. Die Zusammenhänge, die sich dann im Lauf des Prozesses zeigen, halten in den allermeisten Fällen Irritationen bereit, die so noch nicht erkannt oder gedacht worden sind. Genau diese Erkenntnisse machen Aufstellungsarbeit so wertvoll.
4. Aufstellung funktioniert für verschiedenste Fragestellungen
Immer wieder, wenn ich von Aufstellungsarbeit erzähle, höre ich von Menschen, dass sie schon Erfahrungen mit Familienaufstellungen gemacht haben. Familienthemen sind jedoch nur eine Art von Thema, das wir mit dieser Methode betrachten können. Es gibt fast nichts, was sich nicht irgendwie in Aufstellungsformaten darstellen lässt. Hier eine kleine Auflistung von Themen, für die es sich lohnen kann, mal auf diese Art betrachtet zu werden:
- Entscheidungssituationen
- berufliche (Neu)Orientierung
- Konflikte
- Positionierung
- Rollenverteilung in Teams
- strategische Ausrichtung von Teams, Geschäftsbereichen bzw. Organisationen
- Marketingmaßnahmen
- Projektarbeit (gerade auch im Interimsmanagement)
- Lebensmotive aus der Persönlichkeitsanalyse
- …
Die Liste soll dir zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind. Wenn du konkret wissen möchtest, ob sich ein Thema, das dich bereits seit einiger Zeit bewegt, mit Aufstellungen erkunden lässt, dann melde dich gern unverbindlich bei mir!
5. Kreatives, ergebnisoffenes Arbeiten
Auch für mich in der Aufstellungsleitung gibt es einen bestimmten Aspekt, den ich hier mit aufführen möchte: Der Prozess der Auftragsklärung und die Entscheidung für ein Aufstellungsformat bieten die Möglichkeit kreativ zu werden. Unterschiedliche Fragestellungen verlangen unterschiedliche Settings. Mich hier auf den Prozess einzulassen und zu überlegen, welches Format die hilfreichsten Informationen liefert, macht mir immer wieder Freude.
Hierbei lege ich persönlich immer Wert darauf, die Komplexität so weit wie möglich zu reduzieren. Manchmal ist es verlockend, wenn viele Stellvertretende zur Verfügung stehen, die Aufstellungen mit möglichst vielen Elementen auszustatten. Dann kann es jedoch auch schwierig werden, den Überblick zu behalten – sowohl für mich, wie auch für den Menschen, der das Thema anschauen möchte. Darum: So komplex wie nötig, so einfach wie möglich.
Ich hoffe, ich konnte dir einen guten Einblick geben, warum ich so gern mit Aufstellungen arbeite. Für mich verbindet es zwei starke Elemente: die Systemik und das Spüren. Zwei Aspekte, die einen essenziellen Anteil in meiner Arbeit haben. Neben dem Aspekt, dass ich Aufstellungen in meine Angebote für Unternehmen integriere, biete ich auch gemeinsam mit Andrea von Schröder Aufstellungstage in Hamburg an. Die Termine findest du unter „Aktuelles“ auf meiner Website.


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